= Bottle = Flasche |
Whisky wird erst seit etwa 1860, als dasBlenden weite Verbreitung fand, in Flaschen verkauft. Davorverkaufte man ihn in Fässern (normalerweise 10-12 Gallonen, einegerade noch handliche Grösse) oder in Steinguttöpfen,sogenannten "pigs" verschiedener Grösse bis etwa 5Gallonen. Die Wirte schenkten das Getränk direkt aus dem Topf,bzw. Fass aus oder füllten es in ihre eigenen Behältnisse umund gaben Fässer oder Töpfe zum Wiederauffüllen zurück.Spirituosenhändler und Privatkunden füllten ihre eigenenVorräte in Flaschen ab - in grossen Privathäusern war diesAufgabe des Butlers.
Unsere Leser werden zweifellos Vergleiche ziehen zwischen denhistorischen Gebräuchen und der Art und Weise, wie die Societyihre eigenen Malts kauft und auf Flaschen abfüllt...
Viele wohlhabende Bürger pflegten ihr eigenes Fass im Kellerzu haben und direkt in eine Karaffe abzufüllen. Der berühmteProfessor Saintsbury erinnert sich in seinen Notes on aCellar-Book (veröffentlicht 1920, aber über die Zeit18851915): "Ich strebte damals an, Töpfe vonfolgenden Whiskys zu haben und auch mein Fass mit ihnen zuversorgen : Clyne Lish (sic), Smith's Glenlivet, Glen Grant,Talisker, und einen der Islay Whiskys ... Ich hatte stets vonallen vorrätig und vertrieb mir mit ihnen die Zeit, alleine,oder von Zeit zu Zeit in verschiedenen Kompositionen." Wasfür eine gute Idee! Mitglieder aufgepasst!
Bis im Februar 1917 das notorisch bigotte Central ControlBoard (Schnapshandel) verfügte, dass Whisky auf 40Volumenprozente Alkohol verdünnt werden musste (und 28,6% inGebieten unter Waffen, was die meisten Bevölkerungszentren inGrossbritannien einschloss), war es üblich, dass Wirtshäuserund auch viele Privatkunden fassweise beliefert wurden.
Die versiegelten Flaschen brachten den Blendern zweierleiVorteile: Sie konnten die gleichbleibende Qualität des Inhaltsgarantieren und waren in der Lage, ihre Produkte unter einemMarkennamen auf dem Weltmarkt anzubieten.
Man halte sich vor Augen, dass vor den Spirituosengesetzen von1860 das Blenden unter Zollverschluss (d.h. vor Entrichtung derZölle) verboten war und das Mischen nur in ganz kleinem Rahmenerfolgte, wobei fast kein Versuch unternommen wurde, Whiskysgleichbleibender Qualität zu produzieren. Der Mann, der im Rufsteht als erster einen Whiskyblend nach einer festgelegten undwiederholbaren Rezeptur hergestellt zu haben ist Andrew Usher ausEdinburgh, der schon 1844 Old Vatted Glenlivet in London zumVerkauf bot. Sein Sohn, Andrew Usher II, entwickelte dasGeschäft kräftig weiter, kaufte die Glen Sciennes (Malz-)Brennerei im Jahre 1860 und gründete 1885 die North British(Korn-) Brennerei.
Wahrscheinlich hat Andrew II - und möglicherweise auch schonAndrew I - seine Whiskys sowohl in Flaschen, als auch ingrösseren Gebinden auf den Markt gebracht; gemeinhin aber giltJohn Dewar als erster, der Whisky unter einem Markennamen inFlaschen verkaufte und zwar in den späten 1860er Jahren.Angezweifelt wird dies unter anderem von der Familie Mackinlay(wie in The Original Mackinlay), die behaupten, dass sie dieersten waren. Vermutlich aber haben alle Blender grossen Stilsjener ersten Generation - Johnnie Walker, George Ballantine, JohnHaig, Arthur Bell und so weiter - etwa gleichzeitig damitbegonnen, ihre Whiskys auf Flaschen abzufüllen.
In den Jahren zwischen 1880 und 1900 gewannen Flaschen immermehr an Bedeutung, nicht zuletzt deshalb, weil in ärmlicherenEtablissements die Praxis weitverbreitet war, den Whisky mitallem möglichen zu verschneiden. Zwetschgenwein, Sherryessenz,grüner Tee und Terpentin wurden sämtlich gern zurGeschmacksverbesserung verwendet; Schellack verbesserte dieFarbe; vergällter Spiritus machte den Fusel stärker,Schwefelsäure und verschiedene Sulphate verbesserten diePerlenbildung! Die Angst der Öffentlichkeit vor Giften im Whiskywar so gross, dass es üblich wurde, Zeugnisse von anerkanntenWhiskyprüfern anzubringen, die Reinheit und Zuträglichkeit desWhiskys bestätigen sollten.
In dieser Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens gelangtenvertraute Markennamen zur Blüte. Und es war kein Mangel anausserordentlich geschickten Markennamenbesitzern, die in denbeiden Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende die Situation fürsich zu nutzen verstanden - Männer wie James Buchanan (Black& White), Peter Mackie (White Horse), Tommy Dewar (Dewar'sWhite Label) und Alexander Walker (Johnnie Walker).
Ein letztes Kuriosum. Bis 1913 wurden Flaschen mit einemZapfen verschlossen und mussten wie Weinflaschen mit Hilfe einesKorkenziehers geöffnet werden. Der wiederverschliessbare Korkenwurde von William Manera Bergius erfunden und patentiert, demNeffen von Adam Teacher (von Wm. Teacher & Sons). Teacher'sHighland Cream wurde als "die sich selbst öffnendeFlasche" beschrieben und unter dem Slogan verkauft"begraben Sie den Korkenzieher!". Der Schraubverschlusswurde 1926 von den White Horse Distillers eingeführt, eineInnovation, die die Verkaufszahlen der Marke innerhalb von sechsMonaten verdoppelte. Weiter entwickelt wurde dies von White &Mackay, die 1960 den Schraubverschluss aus Plastik einführten,der gleichzeitig als Mass oder kleiner Becher dient.
Die Mode der letzten Jahre hat uns eine Rückkehr zum"wiederverschliessbaren" Korken sowohl für Malts wiefür Blends beschert, und damit endlich wieder die Beteiligungaller Sinne am Genuss des schottischen Whisky. Unsere Leserwerden sicherlich zustimmen, dass der kleine Knall, mit dem derKorken aus einer neuen Flasche Malt gezogen wird, eines derschönsten Geräusche auf Erden ist.
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