Haben Sie je davon geträumt, Ihre eigeneBrennerei zu gründen? Ihren eigenen Malzwhisky aus sorgfältigausgewählten Zutaten zu komponieren? Eine schöne, eine nobleIdee, aber "zwischen Idee und Wirklichkeit" - wie T.S.Eliot uns erinnert - "fällt ein Schatten".
Offensichtlich die Kosten. Die Kapitalauslagen selbst für denkleinsten Brennereibetrieb sind enorm (sagen wir 1,5 MillionenPfund) und Einkünfte können frühestens erwartet werden, wennder Whisky drei Jahre alt ist, oder besser zehn Jahre, wenn Sieihn ausgereift oder als Single Malt verkaufen wollen.
Dann die Qualität. Woher nehmen Sie die Gewißheit, daß IhrProdukt mehr als mittelmäßig sein wird? Wie müssen Ort,Ausrüstung, Verarbeitung und Reifung beschaffen sein, um einenhervorragenden Whisky zu produzieren?
Der Absatz. Wer soll Ihnen schlußendlich den Whisky abnehmen?Sind die Blender nicht bestens versorgt durch die bestehendenBrennereien? Und braucht es nicht einen gewaltigen Werbe- undMarketingaufwand, um die Interessenten von Single Maltsanzusprechen?
Dies sind nur einige der Schatten, die über die sonnigeLandschaft von Harold Curries Traum eines eigenen, neuen SingleMalt Whisky gezogen sind. Die Tatsache, daß er sie vertriebenhat, ist ein kleines Wunder.
Harold Currie ist ein erfahrener Brenner. Er hat sein gesamtesArbeitsleben in der Whiskyproduktion verbracht und hat es zumRatsmitglied der Scotch Whisky Association, sowie zumVorstandsmitglied, zuerst bei Chivas Regal, und später bei Houseof Campbell gebracht. Sein Bankberater dachte sicherlich, erhätte es besser wissen müssen.
Inspiriert von einem Vortrag der Arran Society of Glasgow,brachte im Jahre 1992 ein Freund mit Verbindungen nach Arran dieIdee auf, auf der Insel eine Destillerie zu errichten. SeineArgumente entbehrten nicht der romantischen Grundlage: Arran wareinst für seinen Whisky berühmt. Im späten 18. Jahrhundertgenoß das sogenannte "Arran Wasser" den gleichen Rufwie die Malts von Glenlivet. Die illegale Brennerei war überallauf der Insel verbreitet: viele Erzählungen kreisen umheldenhafte Gefechte mit den königlichen Zollbeamten, dereneiner versehentlich erschossen wurde und noch heute auf demKirchhof von Kilmory liegt.
Die nach 1820 verabschiedeten Gesetze, die die Schmuggler dazuveranlassen sollten, sich auf den Pfad des Rechtszurückzubegeben, und welche die Grundlagen für den modernenWhiskyhandel schufen, hatten jedoch nur geringe Auswirkungen aufder Insel. Die Schwierigkeiten, gute Gerste in hinreichendenMengen zu beschaffen und den Whisky zum Festland zutransportieren, erwiesen sich als unüberwindbar. Nur eineBrennerei ließ sich eine Lizenz erteilen, - das war 1824 inLagg, im Südosten der Insel. Vier Jahre später war siebankrott, hielt sich noch weitere sieben Jahre über Wasser undverschwand dann von der Bildfläche.
Harold Currie war zuerst skeptisch. Das allgemeine Klimasprach eher für die Schließung, als für die Gründung vonDestillerien. 1993 hatten die United Distillers vier Brennereiengeschlossen und Whyte & Mackay sollten zwei Jahre spätervier weitere schließen. Die natürlichen Vorteile der Insel -ihre interessante Lage am Rande der Highlands, auf halbem Wegzwischen Lowland Ayrshire, Campbeltown und Islay (welchenregionalen Charakter würde der Whisky haben?), die hoheQualität ihres Wassers und die Tatsache, daß sie ein beliebtesZiel für Touristen ist, wurden zweifellos durch dieTransportprobleme aufgewogen.
Aber die Idee war geboren. Gewiß sind Brennereischließungeneine Folge des schrumpfenden Marktes für Whisky Blends,besonders in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten; dieNachfrage nach Single Malts, im obersten Marktsegment, nimmtjedoch mit jedem Jahr zu. Familienmitglieder und Freundeerklärten sich bereit, sich finanziell an dem Projekt zubeteiligen (und zwar derart, daß die Brennerei, die etwa £ 1,2Millionen kostete, vollständig von diesen Anlegern finanziertwerden konnte).
Harold Currie und seine Söhne, Andrew und Paul, die mit ihmdas Geschäft eröffneten, ersannen dann etwas Neues, um dasArbeitskapital aufzubringen und die Produktion vorzufinanzieren:sie gaben "Gründerschuldverschreibungen" aus. Gegeneine einmalige Zahlung von £ 450 sicherten sich die Investorenfünf Kisten Lochranza Blended Whisky im Jahr 1998 und fünfKisten Isle of Arran Single Malt im Jahr 2001, wobei Zoll undSteuern (gegenwärtig etwa £ 80 pro Kiste) zu entrichten sind,wenn der Whisky die Brennerei verläßt.
Harold prüfte acht verschiedene Standorte, bevor er dasrichtige Wasser fand, das weich und kalt geradewegs aus denHügeln floß: den Eason Biorach (wörtlich übersetzt"scharfer Fluß"), der aus einer Quelle im gebirgigenNorden der Insel entspringt, durch Torf und über roten Granitfließt und bei Lochranza das Meer erreicht. Gordon Mitchell, derBrennereileiter beschreibt es mit typischem Understatement als"gutes Süßwasser".
Lochranza ist vielleicht das hübscheste Dorf von Arran. Nichtmehr als eine Handvoll Häuser an der Südseite einer tiefenBucht, umgeben von steilen Hügeln und mit einem malerischen,verfallenen Schloß in der Mitte. Die Destillerie selbst stehtein wenig abseits vom Dorf, oberhalb und gegen Osten zu, undgenießt eine prächtige Aussicht über die Bucht. Sie wurde vonGrund auf neu gebaut und geschmackvoll gestaltet, zweckgerichtetund ortstypisch, mit verputzten Wänden, Schieferdächern undKupferpagoden. Der Gesamteindruck ist ordentlich und kompakt.
Auf seiner Suche nach dem vollkommenen Whisky hat sich HaroldCurrie für das Hergebrachte entschieden. Seine vier Washbacks(Fermentierbottiche) sind allesamt aus Oregon-Fichte, hergestelltvon Browns in Dufftown, von denen auch die Vor-/Nachlauf- undDestillatbehälter stammen. Seine beiden Brennblasen sind klein(die wash still faßt 7100 Liter; die spirit still 4300Liter) und "zwiebelförmig" mit ungewöhnlich langenHälsen (16 Fuß). Sie werden mit Dampf beheizt und sind auch aufSpeyside hergestellt, von Forsyths in Rothes. Die beidenLagerhäuser liegen direkt neben der Brennerei. Wie alles anderesind auch sie im alten Stil gebaut - niedrig, mit Lehmboden undSchieferdach - um das feuchte, windige Klima von Lochranza vollzu nutzen. Die Lagergestelle fassen vier Reihen Fässerübereinander, das sind je etwa 1200 Fässer. Zur besserenKontrolle des Reifungsprozesses befüllt die Destillerie dieverschiedensten Faßtypen - butts, hogsheads und amerikanischeFässer - , und läßt sich genauestens über Herkunft undZusammensetzung der Hölzer informieren.
Die gemälzte Gerste kommt vom Laich o'Moray und ist nurleicht torfig. Die Brennerei verbraucht 25 Tonnen pro Woche, unddiese Menge wird jede Woche fertig gemahlen mit dem Schiffgeliefert. Sie produziert etwa 10 000 Liter Alkohol. GordonMitchell, der Brennereileiter, ist ein Montrose-Mann; vor Jahrenwar er Leiter der dortigen Lochside Distillery, bevor er in dieRepublik Irland ging, wo er die Cooley Distillery leitete. Er hatnur vier Mitarbeiter unter sich, plus die Kollegen vomBesucherzentrum. Verkauf, Marketing, Vertrieb und Finanzen ruhenvoll in den Händen von Harold Curries Söhnen, Andrew und Paul,die Büros in Mauchline, Ayrshire, und Henley-on-Thames haben.
Im Frühsommer 1995 war schließlich alles bereit für denProduktionsbeginn. Obwohl alles nur Erdenkliche getan worden war,um einen hochkarätigen Whisky zu produzieren, konnte natürlichniemand vorhersagen, wie er ausfallen würde.
Im Juni wurde ein Probelauf gestartet. Jim Murray, derWhiskykritiker und Jimmy Lang, pensionier-ter Chief Blender beiChivas Bros, waren zur Stelle, um das neukreierte Destillat zubeschnuppern. Ihr Urteil lautete: "Recht vorzüglich - vollharmonierender Komplexität und viel besser, als ein frischesDestillat eigentlich sein sollte" (Murray) und "sehrausgewogen mit gefälligen Aromen und robuster als erwartet ...eine feine Pfefferigkeit ... Süße ... der Einstieg ist Ihnenbereits gelungen" (Lang). Wir teilen diese Ansicht. Als wirden jungen Whisky Anfang dieses Jahres degustierten, war dieZustimmung einhellig und enthusiastisch: süß und körperhaft,mit den erwünschten Malztönen, die sich während der Reifunggut entwickeln; keine Spur von Nachlauf- oder Fehlgeschmack;ungewöhnlich gut.
Die Arran Distillery wurde am 17. August 1995 offizielleröffnet. Zur Eröffnungsfeier kamen fast 1000 Gäste, von denendie meisten die Schiffsreise zur Insel just aus diesem Anlaßunternommen hatten. Seitdem ist der jungen Unternehmung eineüberwältigende Unterstützung zuteil geworden. Harold Currieerhält täglich Anfragen nach Aktien und Schuldverschreibungen -weder das eine noch das andere ist erhältlich - und Briefe ausder ganzen Welt von Interessenten am neuen Malt.
Es verlangte Erfahrung und ein gutes Urteil, um diesen neuenMalzwhisky zu schaffen. Es brauchte auch Mut und dieUnterstützung von Familienmitgliedern und Freunden. HaroldCurrie und alle anderen, die an diesem Projekt beteiligt sind,haben unsere Glückwünsche verdient. Gegen alle Widrigkeitenhaben sie einen Whiskytraum wahr werden lassen.
Charles Maclean
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