Die Überschrift ist natürlich übertrieben, aber so sindÜberschrifte nun einmal. Archie Ness, der heutige Manager vonCraigellachie, hat die Washbacks nicht eigentlich selbst gebaut.Aber er war damals, 1964, als junger Angestellter durchausbeteiligt, als Craigellachie modernisiert wurde.
In den Sechzigern und Siebzigern durchlief die schottischeWhiskyindustrie eine ihrer optimistischen Phasen. Es entstandenein paar neue Malzdestillerien, aber vor allem wurde eine großeAnzahl alter Brennereien ausgebaut. So auch Craigellachie inSpeyside (gegründet 1891). Die Anlage wurde"verdoppelt", - zu dem einen Paar Brennblasen kam einweiteres und, mit Ausnahme einiger weniger Gebäude, wie demtraditionellen, langen, niedrigen Reife- und Lagerhaus mitNaturböden, wurde alles abgerissen und ersetzt.
Das war zwar schade, abernotwendig. Die ursprünglichen Gebäude und Pläne waren voneinem bekannten Brennereiarchitekten des 19. Jahrhundertsentworfen worden, Charles Doig aus Elgin. Aber die Einführungder Automatisierung läutete eine neue Epoche für dieWhiskybrennerei ein. Diese Entwicklung machte aus einerbäuerlichen Tätigkeit ein internationales Geschäft. Die altenGebäude waren dem nicht länger angemessen. Archie Ness gehörtezu einer Gruppe von Brennereiarbeitern, die dabei halfen, dieWashbacks unter Aufsicht des Küfers zusammenzusetzen. Diehölzernen Dauben mußten in der richtigen Position gehaltenwerden, dann wurden die Eisenringe darüber gezwängt. Das mußtevöllig gleichmäßig geschehen. Mehrere Männer standen aufeiner Plattform um den Washback und mußten mit schweren,metallenen "Spießen" zustoßen. Das verlangte grosseSorgfalt, "und es war," so Archie, "sehranstrengend."
Dreissig Jahre später istArchie Ness wieder bei Craigellachie, wo er sein Handwerk gelernthat. Die Washbacks, die er bauen half, sind noch immerin Betrieb und stellen ihren Anteil der wöchentlichen 47 000Liter wunderbaren Speyside Malt. Seine Ausbildung zurFührungskraft erhielt er in verschiedenen anderen Anlagen derUnited Distillers Gruppe - Balmenach, Benrinnes, Dailuaine,Convalmore, Glenlossie, Speyburn, Imperial, Cardhu... In Speysideist es nicht weit bis zur nächsten Destillerie.
In Craigellachie, dem Dorf, dem die Brennerei ihren Namenverdankt, ist die Brennerei unter dem Namen "White HorseDistillery" bekannt. Denn ihr Whisky ist ein wichtigerBestandteil des Blend, der zur Zeit in Japan am meisten verkauftwird. Aber die Brennerei hat Beziehungen, die bis zur Insel Islayund der Ära der illegalen Brennerei reichen.
Um 1740 betrieb ein Unternehmer dort zehn "Hütten",in denen Whisky gebrannt wurde, der man damals natürlich nochungereift trank. Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Geschäftlegalisiert. Aus ihm entwickelte sich die Brennerei Lagavulin("die Hügel im Tal").
1878 wurde ein Mann namens Peter J. Mackie angestellt. Ersollte einer der großen Pioniere des schottischen Whiskyswerden. Wegen seiner Arbeitswut nannten ihn seine Mitarbeiter"Restless Peter". Nachdem er auf Islay sein Handwerkgelernt hatte, wurde er 1888 Partner und gründete Craigellachie.Er war es auch, der den White Horse Blend entwickelte und mit ihmdie Weltmärkte eroberte.Der Ort der Craigellachie Brennereiwurde aus den üblichen guten Gründen gewählt. Damals gab esgute Bahnverbindungen. Die Gebäude wurden am Fluß Fiddicherrichtet, der Kühlwasser und Wasserkraft lieferte. Bis zumUmbau von 1964 trieb ein Wasserrad den Rührer im Wash Stillan. Und dann ist dort das Whiskywasser selber, das aus einerQuelle auf dem nahen Hügel Little Conval entnommen und imgroßen Blue Hill Damm gefaßt wird, der bis zu 40 Fuß tief ist.Craigellachie hatte im Sommer noch nie mit Wasserknappheit zukämpfen.
Als Archie Ness 1962 bei der Brennerei anfing, hatte sie biszu 50 Angestellte. Heute sind es 10. Craigellachie hatte seineeigene Maischtenne, einen Trockenofen und eine kleine Küferei.Archie Ness lernte sein Handwerk von der Pike auf und sammelteErfahrungen in jeder Produktionsstufe. Die meisten seiner Tagevor der Automatisierung jedoch verbrachte er im Tun Room.Hier wird die gemahlene, gemälzte Gerste gemaischt, bevor siezur Gärung kommt.
Es war ein interessante,fordernde Arbeit, ständig die Temperatur des "liquor"zu prüfen und sie von Hand mit einem Kaltwasserventilanzupassen. Damals wurde der gemahlenen Gerste in vier Schrittenimmer wärmeres Wasser zugesetzt und viermal wieder abgelassen.Das vierte Wasser sollte vor allem dem Mashman helfen,das verbrauchte Mehl in den Sumpf in der Mitte zu stoßen, was ervon oben mit einer langstieligen Schaufel machte. Heute wirddiese Arbeit von einem mechanischen Pflug erledigt, und so wirdnur dreimal Wasser zugegeben.
Die Produktion ist sauber organisiert, und Brenner rechnenwunderbar logisch. In jeder Fünftagewoche werden 117 Tonnen Malzin 13 Maischen verwandelt, was 26 Durchläufe Wash und16 Durchläufe Destillat ergibt. Nicht produziert werdenTouristenströme. Die Craigellachie Brennerei, deren Umbau mehrEffizienz als Charme anstrebte, ist nicht Teil des WhiskyTrail.
Jeden Freitag versammeln sich der Manager und sein Team, um anProben der Wochenproduktion zu schnuppern. Es handelt sich hierum eine hochspezialisierte Form des nosing, denn siebeurteilen sehr starkes, ungereiftes Destillat. Doch ist es dieultimative Form der Qualitätskontrolle. An diesem Punkt suchensie nach einer wachsartige Süße, und wenn Torfgeruch vorhandenist, sollte er kaum wahrnehmbar sein.
Weniger als ein Zehntel dieser edlen Flüssigkeit wird als SingleMalt abgefüllt, aber der bekommt 14 Jahre im Faß. Das isteinige Jahre länger als der normale Speyside. Bis er aus ArchieNess' handgemachten Washbacks ins Glas gelangt, hat er immer eineabenteuerliche Reise hinter sich...
Anthony Troon
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