Anthony Troon erkundet die Highland MaltBrennerei, die sich in einer Baumwollspinnerei versteckt
Irgendwo bei dem alten Dorf Doune inPerthshire biegt man auf eine Nebenstraße ab. Später, auf einenoch engere Nebenstraße. Dann erblickt man am Ufer desplaudernden Flüßchens Teith eine Baumwollspinnerei aus dem 18.Jahrhundert.
Es ist ohne jeden Zweifel eine Baumwollspinnerei. Größe undProportionen verraten sie, obwohl man heute Mühe hätte, inSchottland eine Spinnerei zu finden, die noch in Betrieb ist.Doch alle Zeichen, von der Betriebsamkeit der Anlage bis zu derDampfwolke darüber, deuten darauf hin, daß hier gearbeitetwird. Das Geheimnis liegt im Inneren.
Wir haben hier eine Baumwollspinnerei, die in eineWhiskybrennerei umfunktioniert wurde, und zwar mit einem Eifer,als entdecke sie ihre eigentliche Bestimmung. Es war schon allesvorhanden: genügend Wasser für die Wasserkraft, dasgleichzeitig weiches Wasser ist, das sich für Whisky eignet,eine waldreiche Gegend, und ein optimistisches Klima imBrennereiwesen, als Mitte der sechziger Jahre der Wechselerfolgte.
Der Malt heißt Deanston und Societymitgliedern (die ihn alsNr. 79 enthusiastisch geschlürft haben) ist der Namewahrscheinlich vertraut. Aber mit dem herkömmlichen Bild einerMalzwhiskybrennerei im Kopf wären sie wohl kaum darauf gekommen,wo er herkommt.
Deanstons Geschichte beginnt im Jahr 1785. In diesem Jahrentstand die Baumwollspinnerei, die im ersten statistischenJahrbuch Schottlands als Spinnerei mit den "vollkommenstenMaschinen im Königreich" aufgeführt ist. Die Besitzerwaren vier Brüder, von denen einer Beziehungen zu Sir RichardArkwright hatte, einem englischen Erfinder wassergetriebenerSpinnmaschinen.Der Hintergrund war folgender: "DieEngländer hatten Sir Richard dadurch, daß sie seine Erfindungübernahmen, derart verärgert, daß er beschloß, seine Kunstjungen Schotten beizubringen, statt seinen eigenenLandsleuten."
Die Spinnerei ging durch mehrere Hände, bis die Produktion1965 eingestellt wurde. So kam ein riesiger Komplex mit großenLagerräumen auf den Markt und erregte das Interesse der BrodieHepburn Ltd., die damals die nahe gelegene TullibardineDistillery betrieb. Die Anlage schien ein ideales Lager. Aber beider Inspektion (und man bedenke, man war dazumal optimistisch)entstand zwangsläufig die Idee einer neuen Brennerei.
Das Wasser des Teith wurde analysiert. Es zeigte sich, diesFlüßchen entsprang aus Quellen hoch in den Trossachbergen, liefdurch Granit und über Torfboden, und war viel zu schade für dieBaumwollindustrie. Damit nicht genug, zwei Turbinen versorgtendie Spinnerei mit Energie. Eine der beiden läuft seit denzwanziger Jahren. Erstaunlicherweise produzierte das kleineKraftwerk so viel Saft, daß der Überschuß an das nationaleNetz verkauft werden konnte.
Die Wasserkraft wird mit einer 1,5 Meilen langen, gemauertenZuleitung zu den Turbinen gebracht, später gelangt es durcheinen wunderbaren, gemauerten Gewölbetunnel wieder in den Fluß.Das Wasser erreicht die Turbinen an zwei großen, gusseisernenSchwemmrinnen, die einst vier gigantische, oberschächtige Räderspeisten, von denen jedes etwa 80 PS produzierte: eine Perle derindustriellen Revolution, die an ein späteres Jahrhundertangepaßt wurde.
Brodie Hepburn stürzte sich in Partnerschaft mit denBesitzern der Spinnerei so enthusiastisch in die Umwandlung, daßdiese erstklassige Baumwollspinnerei bereits 10 Monate nachVertragsabschluß den ersten Malzwhisky produzierte. Die erstenWhiskys wurde fünf- oder sechsjährig unter dem Namen "OldBannockburn" abgefüllt und für einen Blend namens"Teith Mill" verwendet.
Die Strategie der neuen Firma, DeanstonsDistillers Ltd., bestand darin, einen neuen Blend auf derGrundlage ihrer Malts zu etablieren. Das mißlang, und 1972wurden die Brennereien Deanston und Tullibardine Teil der FirmaInvergordon Distillers. 1982 wurde Deanston stillgelegt.
Nun kommen wir zum aktuellen Teil der Geschichte. 1990 wurdedie Brennerei von Burn Stewart aufgekauft, einem Blending- undAbfüllunternehmen aus Glasgow, das in die Brennerei expandierenwollte. ( Dieses Ziel bestätigte sich im Juli dieses Jahres, alsdie Firma die kränkelnde Ledaig Distillery auf der Insel Mullkaufte.)
Deanstons neuer Manager, Ian Macmillan, war einer der ersten,der die Neuerwerbung am Teith inspizierte. Die stillgelegteBrennerei, die in einer Baumwollspinnerei verborgen lag, warvöllig vollständig. Aber ein paar veraltete Teile der Anlagemußten modernisiert werden.
Zum Beispiel die Füllanlage der acht 60 000 Liter fassenden Washbacks.Die Maische wurde von oben durch eine einzelne, abnehmbareLeitung aus Kupfer und Plastik, die einem Gartenschlauchähnelte, gepumpt. Eine erste Aufgabe bestand also darin, festmontierte Edelstahlleitungen und Düsen zu installieren, um die Washbackseffizienter und eleganter zu füllen, wobei auch ein eigenesReinigungssystem eingerichtet wurde.
Aber vieles an der 25 Jahre alten Anlagegab Anlaß zur Freude. Von den vier 25-Tonnen Malzbottichengelangt die Gerste in einen ungewöhnlich eleganten,holzgetäferten Raum, wo die Porteous Mill von 1966 majestätischmahlt. Die Förderbänder, die das Mehl befördern und das Gerätfür die Entfernung von Staub und Kieselsteinen sind sauber inHolz eingekleidet.
Der enorme, gusseiserne Maischbottich, der oben offen ist undeinen falschen Boden von Messingplatten hat, ist ein hochwertigesPrunkstück einer heute geschlossenen Gießerei in Alloa. Erwurde völlig überholt und mit einer mechanischen Mischharkeausgerüstet, die auf einer Schiene aus fixierten Zähnenzirkuliert. Ian MacMillan zieht ihre sanfte Mischbewegung denmechanischen Schaufeln der modernen Lauter-Maischtonne vor, dennsie produziert eine dunkle, klare, ungetrübte Würze ohneFeststoffe.
Die beiden Brennblasenpaare von Deanston (von ArchibaldMacMillan und Co, Prestonpans) sind groß und gewölbt, aber auchhoch. Sie sind darin ungewöhnlich, daß die Lyne Arms,die vom Schwanenhals zu den Kondensatoren führen, leichtaufwärts gewinkelt sind, was den Rücklauf begünstigt und einreineres Destillat ergibt.
Eines der Lagerhäuser, wo der Whiskygereift wird, ist unsagbar schön, es ist ein ehemaligerWeberschuppen aus dem Jahr 1785 mit einem gewölbten Steindach,das auch im Burgund Aufsehen erregen würde. Hier und inmoderneren Gestellen kann die Brennerei 45 000 Fässer lagern,und der älteste Deanston an Lager ist von 1967.
Aber die übernommenen Whiskyvorräte entstammen der Hand derVorgänger. Den Deanston, der unter Ian MacMillans Leitungentstanden ist, können wir nicht vor dem nächsten Jahrtausendprobieren. Wie wird er sein? "Noch besser," versprichter (er macht regelmäßig Stichproben!).
Er und Produktionsleiter Billy Walker haben nach monatelangenVersuchen das Ziel, nur die verbleibenden torfigen Phenole ausdem weichen Wasser des Teith zu verwenden und mit ungetorftemMalz aus Angus, East Lothian und Moray zu maischen. "DasResultat wird ein leicht torfiger, süßer Whisky mit einemvorherrschenden Malzgeschmack sein."
Ein Achtel der neuen Produktion wird in Whisky- undwiedergefüllten Bourbonfässern - möglicherweise ohneSherryfässer - gereift und als Single abgefüllt, vielleicht abdem Jahr 2000. Also Geduld, liebe Freunde.
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