Von Pip Hills, der gesehen hat, was aus Wasser,Gerste, Torf und dem Meer entstehen kann.
Wenn man unmittelbar nach einem Besuchbei Laphroig Barnard liest, fällt auf, wie viel sich gleichgeblieben ist, seit der Baedeker des schottischen Whiskys 1886die Brennerei besucht hat. Die Transportmittel waren zwar anders,- ich kam mit einem lächerlich kleinen, klapperigen Flugzeug,das wohl durch Nieten zusammengehalten wurde, im Gegensatz zuBarnard, der per Boot reiste; dann nahm ich den Bus, während ermit Pferd und Wagen fuhr - aber das Ziel hat sich kaumverändert. Die Brennerei ist sehr altmodisch und liegt in einerSenke bei einer kleinen Bucht. Der Strand, wo die Boote anlegten,um Kohle abzuladen, ist immer noch für kleine Dampfer geeignet.Der hübsche kleine Bach rauscht noch immer, und der Blick überden Sound of Jura zur Isle of Gigha und der Küste von Kintyrehat sich überhaupt nicht geändert.
Vielleicht haben sich die Besucher etwas geändert. Wir hatteneine Gruppe Japaner da, deren Besuch offenbar die Prämie fürVerkaufserfolge war. Wenn ich je auf einer verlassenen Insel miteiner Gruppe Verkäufern stranden sollte, hoffe ich sehr, es sindJapaner.
Angesichts ihrer natürlichen Höflichkeit und Intelligenz,die mit guter Laune gepaart ist, wäre es ein Vergnügen. Nachdemich im vergangenen Jahr viel Zeit sowohl in Japan, wie auf denHebriden verbracht habe, sehe ich, warum es eine natürlicheAffinität zwischen Japanern und Schotten zu geben scheint. Nebender Vorliebe für Whisky gibt es bemerkenswerte kulturelleAffinitäten, ähnliche Verhaltensregeln und Anschauungen.
Barnard sagt, die Menschen auf Islayseien sehr gastfreundlich. Damals wie heute. Laphroig ist keinedieser Touristenfallen, die die Whiskystraße wie Abfall säumen,frisch gestrichen und aufgeräumt, so daß Busladungen vonGreisen sich über ihre Sauberkeit auslassen. Dies ist eineBrennerei, wo gearbeitet wird und die danach aussieht, obwohl siesauber genug für jede Großmutter ist. Laphroig weist keineTouristen ab, aber empfängt auch keine Busladungen zu Todegelangweilter Leute. Wenn man die Brennerei besichtigen will,muß man erst anrufen und einen Termin vereinbaren, - eigentlichkeine große Abschreckung. Der Lohn für die kleine Mühe istunverhältnismäßig groß, denn es besteht dieWahrscheinlichkeit, daß der bewundernswerte Iain Hendersonselbst, der Brennereimanager, einen herumführt. Er sticht dieMädchen in Blazern und Kilts, die man im touristischen Teil derWhiskyindustrie als Führer bekommt, mühelos aus.
Iain beschreibt, wie er den Laphroig kennenlernte. Als jungerMann in den fünfziger Jahren - er ist noch nicht so alt, alsomuß er damals sehr jung gewesen sein - war er Maschinist aufeinem britischen Handelsschiff, das im indischen Ozean in einengroßen Sturm geriet. Die Mannschaft nahm voller ÜberzeugungWhisky gegen die Seekrankheit, und so gingen die Whiskyvorräteaus, bevor der Sturm sich legte. Dadurch war die Mannschaftgezwungen, auf den Laphroig des ersten Stewards zurückzugreifen.Davon gab es genug, daß der junge Henderson sich an denGeschmack gewöhnen konnte.
Ich gebe die Geschichte weiter, weil mandaraus lernen kann. Was, ist nicht unbedingt klar, abervielleicht wird es klar, wenn man genügend Laphroig getrunkenhat. Es ist zweifellos ein Geschmack, an den man sich gewöhnenmuß. Entweder man mag ihn oder man verabscheut ihn. Nur wenigeLeute sind indifferent. Selbst jene, die das Zeug nicht mögen,geben normalerweise zu, daß unter dem Torfgeruch ein sehr guterWhisky steckt.
Letzteres ist der Hauptgrund für den charakteristischenGeruch und Geschmack. Die Brennerei mälzt einen großen Teilihrer eigenen Gerste, und praktisch an jedem Arbeitstag kann mansie mit der Nase finden, wenn man sich in Windrichtung befindet.Laphroig hat ein richtiges Malzhaus mit mehreren Tennen, wo dieGerste in althergebrachter Weise gemälzt, und einen Ofen, wo siegetrocknet wird. Der Ofen hat richtige Pagodendächer undinsgesamt sind Geruch und Aussehen genau so, wie man es erwartet.Wenn die gemälzte Gerste trocken ist, ist sie süß, knusprigund unwahrscheinlich rauchig.
Die Ansicht ist weit verbreitet, daßder auffällige Geschmack der Islaymalts mit ihrer Herkunft vonder Küste zu tun hat. Daher die vielen Beschreibungen, dieSeetang und Jodgeschmack angeben. Man kann zwar den Einfluß derSee nicht völlig verleugnen, aber er muß vernachlässigbar seinmit Vergleich zu dem Effekt des Torfrauchs im Malzofen. Undgewiß, als Barnard den damaligen Brennereibesitzer danachfragte, war die Antwort klar und deutlich, daß der Torfausschlaggebend sei. Es wäre interessant, einen Hochlandwhiskyaus stark getorftem Malz zu machen. Am ehesten in diese Richtunggeht der Clynelish, den man leicht mit einem Islay verwechselnkann, denn er hat mehr Torfgeruch als einige Islays, z.B.Bunnahabhain oder Bruichladdich, die nur leicht getorfte Gersteverwenden.
Neben dem Malzhaus hat Laphroig die üblichen Maischbottiche, Washbacks,Brennblasen, etc. Sechs Brennblasen mit "Schwanenhals"stehen dort. Das Umladen des Destillats von einer Brennblase indie andere ist ein komplizierter Vorgang, der vom Brenner vielGeschicklichkeit verlangt. Iain erklärte, daß die Besitzerkeinen Anlaß sehen, dies zu ändern, obwohl es, wie vieles ander Brennerei, ziemlich altmodisch ist. Und zwar mit gutem Grund,da die gegenwärtige Ausrüstung einen der besten Whiskys aufdiesem Planeten macht, und eine Veränderung sich kaum positivauswirken würde.
Die Brennerei achtet peinlich auf denSchutz ihres Wassers. Sie besitzt das ganze Land, aus dem derBach entspringt, der die Maischebottiche speist. Auf dieses Moorsetzen weder Kühe, Schafe noch Menschen den Fuß. So kann derBrenner sicher sein, daß alle Einflüsse auf das Wassermöglichst natürlich sind. Es scheint, daß schon seit langemgroßes Gewicht auf die Qualität der Rohstoffe gelegt wird.
Die Brennerei hat sich viele Jahre lang durch die Tatsacheausgezeichnet, daß sie die einzige schottische Whiskybrennereiim Besitz und unter der Leitung einer Frau war. Bessie Williamsonfing in den dreißiger Jahren bei der Firma als Chemikerin an.Innerhalb kurzer Zeit übernahm sie die Herstellungsleitung undwurden in den frühen fünfziger Jahren Besitzerin. Ihr Know-howund ihre Begeisterung für ihr Produkt sind der schlagendeBeweis, wie falsch das Machoimage des schottischen Whisky imallgemeinen und der Islays im besonderen ist.
Der Laphroig wird in der Brennerei in amerikanischenBourbonfässern gereift. Im Lagerhaus kann man manchmal an denEnden der Fässer Hinweise auf ihre Herkunft aus Kentuckyerkennen - Stempel mit den Namen Jim Beam und Jack Daniels. DieEigenabfüllungen von Laphroig werden mit zehn und fünfzehnJahren vorgenommen, alle aus Bourbonfässern.
Laphroig ist der Marktführer fürIslaymalts und kann den größten Teil des Rufs für sich denbeanspruchen, den Whiskys von dieser Insel auf den Weltmärktengenießen. Der Jahresverkauf beläuft sich auf der erstaunlicheZahl von 80 000 Fässern. Das heißt, wenn Sie Teergeschmackschätzen, sind Sie nicht allein.
Es gibt zwei verschiedene Eigenabfüllungen: einenZehnjährigen und einen Fünfzehnjährigen. Beide sindhervorragend, wenn auch unser Tasting Panel meinte, daßder Whisky durchaus von den zusätzlichen fünf Jahren Reifezeitprofitierte, und der ältere der beiden Whiskys zweifellos derbessere sei. Aufschlußreich ist der Vergleich des Zehnjährigen,Fünfzehnjährigen und der Society Abfüllungen. Laphroig benutztnur Bourbonfässer für die Reifung des Whiskys. Es gibt zwarSherrybutts im Lagerhaus, aber diese gehören Kunden, die einederartige Reifung für ihre Blends verlangen. Der Bourbon wirddurchwegs in amerikanischer Weißeiche gereift. Zwischen deneinzelnen Fässern bestehen zwar leichte Unterschiede, aber soweit wir sehen konnten, nur unbedeutende. Das Ergebnis ist eineziemlich gleichmäßige Reifung, bei der sich die Auswirkung desAlters gut ablesen läßt.
Wie die meisten Mitglieder wissensollten, ist die Alterung im Faß, wenn sie zehn Jahreübersteigt, nicht unbedingt gut für einen Malt, obwohl vieleFässer tatsächlich immer noch besser werden. Im Fall desLaphroig und seiner Bourbonfässer scheint der Vorgang ziemlichgleichmäßig zu verlaufen, wobei die älteren Whiskys inbestimmter Hinsicht attraktiver sind, in anderer Hinsichtweniger. Wir sind uns bewußt, daß es sich statistisch gesehenum eine kleine Stichprobe handelt, und daß daherVerallgemeinerungen nicht zulässig sein könnten. Doch diegleichmäßige Qualität der Fässer, die wir geprüft haben,gibt uns das Vertrauen zu einer allgemeinen Aussage. Nach dieserFeststellung waren wir uns alle einig, daß die Verbindung vonBourbonholz mit stark getorftem Malz überaus glücklich ist.
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