Strathmill

Der hundertste Malt:Eine große Rarität aus Banffshire

Wenige Kenner haben je diesen Geheimtipprobiert, bevor er in den Blends verschwindet. Aber Anthony Troonmacht einen Hausbesuch.


Ich ging, um ein Jubiläum zu begehen und fand gleich zwei. Eswar ein unwiderstehlicher Zufall: die hundertste Brennerei, diedie Whiskylisten der Scotch Malt Whisky Society zierte, feiertegleichzeitig ihren hundertsten Geburtstag!

Wir können von Glück sagen, daß wir auf hundert gekommensind. Augenblicklich sind weniger als 100 Malzwhiskybrennereienin Schottland in Betrieb, und nur etwa 120 Whiskys sind im Faßerhältlich, wenn man die ausgereiften Produkte stillgelegterBrennereien mitzählt.

Nota bene: Unser hundertster Whisky istso selten als abgefüllter Single Malt, daß er selbst denExperten entgangen ist. In seinem Buch Malt Whisky Companionführt Micheal Jackson ihn als einen von sechsen auf, die in derjüngeren Vergangenheit offenbar nicht einmal von unabhängigenAbfüllern als Single abgefüllt wurden. Achten Sie also gut aufunsere Beschreibung der Nr. 100, sie finden sie so leicht ankeiner anderen Stelle.

Es paßt zum Bild, daß die Strathmill Distillery sichschüchtern hinter Bäumen in einer Senke abseits derHauptstraße der schönen Stadt Keith, Banffshire, verbirgt. IhreGrenzen verlaufen am Fluß Isla, der parallel zur nahen Speyfließt, und längs der rostigen, aber brauchbaren Bahnlinie nachDufftown mit uralten Rangiergleisen im Boden.

Flußwasser für die Kühlung, Quellwasser für dieDestillation, Bahngleise für den Transport und eine ländlicheUmgebung. Was konnte ein Whiskyhersteller im 19. Jahrhundertweiter verlangen? Aber es ist eine ungelöste Frage, seit wannWhisky an diesem so geeigneten Ort gemacht wird.

Die meisten Quellen behaupten, daß dieStrathmill Distillery 1891 aus einer Getreidemühle entstand,aber zuerst Glenisla-Glenlivet hieß und 1895 einen neuen Namenerhielt, als Gilbey's sie für £ 9500 kaufte. Die Getreidemühlesoll seit 1823 dort gestanden haben. Ein anderer Bericht läuftdarauf hinaus, daß die Getreidemühle selbst einumfunktioniertes Brennereigebäude namens Strathisla war, aus dem1837 das Brennereizubehör entfernt worden war. Um die Sacheweiter zu verwirren, ist die heutige BrennereiStrathisla-Glenlivet eine der anderen drei arbeitendenBrennereien von Keith und hieß ursprünglich Milltown.

Die Strathmill Distillery ging 1962 in den Besitz vonInternational Distillers & Vintners über und wird vonJusterini & Brooks betrieben. Sie produziert 52 000 LiterAlkohol pro Woche, die ausschließlich für Blends verwendetwerden (u.a. J&B Rare).

Der letzte Hinweis, daß Strathmill als Single Malt verkauftwurde, ist eine Werbung von Gilbey's aus dem Jahr 1909. DerWhisky wurde fünfjährig abgefüllt und für drei Shillings (40Pfg.) verkauft, mit einem Penny Pfand für die Flasche.Verkaufskanäle waren die Krämerläden in Elgin, Craigellachie,Rothes und Lossiemouth.

Zur Feier des letztjährigen 100-Jahre-Jubiläums wurden diebeiden ältesten Fässer im Lager - 25 Jahre alt - für dieAngestellten und einige glückliche Gäste in Flaschenabgefüllt. Der Brennereimanager, Randolph Winchester, erhielt amnächsten Tag einen Anruf von einem Sammler, der ihm £ 250 fürseine Flasche bot, was er höflich ablehnte.

Der Manager arbeitet seit 1959 für dieBrennerei. Eine seiner ersten Aufgaben war es, Kohle für dieBrennblasen zu schaufeln und in der Küferei mitzuhelfen. So hater miterlebt, wie die Brennblasen auf ölgeheizten Dampfumgestellt wurden und wie die Küfer gingen.

Er hat in jeder Abteilung von Strathmill gearbeitet. Eine derhärtesten Aufgaben war die Innenreinigung der hölzernenWashbacks mit einem Heidebesen (besoms genannt). Zuerstmußte er hinausgehen und Heide rupfen. Die Stengel wurden dannan eine 2 ½ m lange Stange gebunden. Dann stand er in denriesigen Bottichen und scheuerte mit dem Besen, bis seineSchultern schmerzten.

Seitdem ist natürlich viel geschehen bei Strathmill. DieMaische- und Gärbottiche sind inzwischen aus Edelstahl, und manmuß sagen, es ist eine ungewöhnlich ordentliche und saubereBrennerei.

Jede Woche werden 126 Tonnen leicht getorfte Gerste perLastwagen geliefert, oft von Unternehmen in Buckie undPencaitland. Das ergibt 14 Maischen, nachdem die gemälzte Gerstein der deutschen Miag-Mühle gemahlen und in den Maischebottichim Verhältnis von 15 Prozent Hüllen, 77 Schrot und 8 ProzentMehl geladen worden ist.

Die Brennerei hat sechs Washbacks, die je 46 500Liter fassen, für die Gärung, die durch gleiche Teile Maurie-und DCI-Hefe ausgelöst wird. Die Flüssigkeit kommt mit 32 Gradin den Wash Receiver, hat aber ihre Temperatur durchwiedergenutzte Wärme mehr als verdoppelt, bis sie durch ihreerste Destillation geht.

Strathmill hat zwei Brennblasenpaare. Die Spirit Stillsgehören zu den wenigen der Branche, die mit Rektifizierplattenausgerüstet sind, um die schwereren Fuselöle etc.zurückzuhalten und wieder der Destillation zurückzuführen,während die leichteren Dämpfe in den Hauptkondensator gelangen.

Die Wash Stills brauchen 45 Minuten, um zum Kochen zugelangen, und die Spirit Stills eine Stunde. Insgesamtschafft Strathmill das Wunder seiner Destillation in einemSechsstundenzyklus. Der middle cut kommt mit 71 ProzentAlkohol heraus und wird mit Quellwasser auf einen der beidenFüllstandards reduziert: 68.5 oder 63.5 Prozent.

Zur Jubiläumsfeier wurden die schönen Kupferbrennblasen miteiner Lackschicht auf Vordermann gebracht - leider, wie sichherausstellt. Der Lack hat die Hitze nicht ausgehalten und iststreifig rosa geworden. Es ist durchaus möglich, daß Mr.Winchester wieder zur alten Praxis zurückkehrt, das blankeKupfer jede Woche mit Pflanzenöl einzureiben, was ihm einenherrlichen Glanz verleiht.

Der Strathmill wird 10 bis 12 Jahre inSherry- oder Whiskyfässern in den niedrigen Lagerhäusern mitNaturböden gereift. Eine typische Lieferung zum Blender enthältetwa 37 Prozent aus ehemaligen Sherryfässern.

In dieser Perle von Brennerei hörte ich die Geschichte vonder "Whiskyquelle". In den alten Gebäuden wurde Whiskydirekt aus der Brennblase in offene Gefäße gelassen - mit einemBecher in Reichweite, "damit jeder sich bedienen konnte, derauf gutem Fuß mit der Leitung stand". Ich suchte überall,aber - zu dumm - sie war fort.


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