Wissen die Schotten ihr Wasser eigentlich zu schätzen?Schließlich haben sie annehmbares Leitungswasser, und Wasser istjahrein, jahraus im Überfluß vorhanden. Wer würde also mittenin diesem Land des Überflusses eine Mineralwassergesellschaftgründen wollen? Dementsprechend begann die Geschichte vonHighland Spring auch nicht in Schottland, sondern in der WüsteArabiens, wo Wasser das kostbarste aller Güter ist. Im Jahr 1979gründete eine Anlegergruppe aus den Vereinigten ArabischenEmiraten das Unternehmen Highland Spring. SeineQualitätsversessenheit ist heute vielleicht noch als Spiegel derGeschichte ihrer Gründer zu verstehen: Menschen, für die Wassernie selbstver-ständlich gewesen war.
Highland Spring befindet sich am Rande des winzigenDorfes Blackford, bei der Kreuzung, gegenüber dem malerischenSignalhäuschen. Blackford sitzt in einem natürlichen Becken imLandstrich Ochils in der Grafschaft Perthshire. Am Ortsendefindet sich die blitzblanke, aber bedauerlicherweise stillgelegteTullibardine-Brennerei, Zeuge für Qualität und Menge derhiesigen Wasservorkommen.
Die Landschaft ist wie eine riesengroße, sanft ansteigendeSchüssel, auf deren Boden Blackford liegt. Wenn man die Hängeersteigt, erstreckt sich der Blick nach und nach auf Hügel, dannauf Berge mit zarten Grün-, Braun- und Blauschattierungen. DasLand ist fruchtbar, aber beim Spaziergang zum Bohrloch auf demHügel beschleicht einen ein sonderbares Gefühl. Das Land istverlassen, kein Mensch ist zu sehen. Es gibt keine Schafe oderKühe, dafür viel Wild, ja, sogar Wildkatzen sollen schongesichtet worden sein. Adrian Reid, der Betriebsleiter, erklärtuns, die Firma treibe einen Millionenaufwand um sicherzustellen,daß das Wasser in der Flasche sich in Nichts von dem Wasserunterscheidet, wie es aus dem Boden tritt. Als natürlichesMineralwasser darf das Wasser von Highland Spring in keinem Punktvon der Zusammensetzung abweichen, die es bei seiner Eintragungim Jahr 1982 hatte. Das bedeutet, daß das Unternehmen das Wasserwährend der 30 Jahre schützen muß, die es zum Aufsteigen durchBasalt und Sandstein benötigt. Zu diesem Zweck sind über 8000km2 im Einzugsgebiet der Quelle aufgekauft worden, und außereinem gelegentli-chen Wanderer oder Wachposten betritt keinesMenschen Fuß dies Land. Der Schutz des Wassers steht überjeglicher anderen menschlichen Tätigkeit.
Diese Suche nach Reinheit spiegelt sich in der Leere derLandschaft, in einer Ruhe, die an Zeiten erinnert, bevor derMensch ernstlich Einfluß auf die Natur zu nehmen begann.
Bei unserer Rückkehr ins Tal treffen wir im Innern desUnternehmens auf eine völlig andere Welt: modern, effizient undgeschäftig. Der Zutritt zur eigentlichen Flaschenabfüllungblieb uns verwehrt. Hier wird unter rigorosen Hygienevorschriftengearbeitet. Sogar die Luft ist sterilisiert, Fremde haben keinenZutritt. Die versiegelten Flaschen verlassen diesen Bereich undgelangen über ein Förderband zur Etikettiermaschine. EineMaschine allein etikettiert über 32 000 Flaschen pro Stunde,dabei werden die Bänder von nur einer Handvoll Angestellterbetrieben. Und doch sind es die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,die das Unternehmen Highland Spring ausmachen.
In seinen 23 Jahren bei Bell's hat Adrian Reid dasAbfüllhandwerk von der Pike auf gelernt; wie man aber ein Teamaufbaut, haben ihn seine Lehrjahre bei der Marine gelehrt. DieQualitätsbesessenheit von Highland Springs ist keine Verordnungvon oben, sondern kommt von der Basis. Die gesamte Mannschaft istan der Unternehmensführung beteiligt und Qualität ist ihr Ziel.Gnade dem Zulieferbetrieb, der den Anforderungen nichtentspricht. Es könnte ihm passieren, daß ein Team vonMitarbeitern alle Verfahrensbereiche und die Qualitätskontrolleeiner hochnotpeinlichen Prüfung unterzieht. Wenn ein Mitarbeiteran der Art, wie an einem anderen Band etikettiert wird, etwasauszusetzen hat, geht er hin und richtet die Sache. Mitarbeiter,die eine Ladung aufhalten, weil die Qualität fraglich ist, sindHelden, keine Bösewichter. Die Qualität bewährt sich. An denmeisten Tagen ist Highland Spring 100%ig ausgelastet.
Dorothy Senior, Leiterin der Abteilung Technische Dienste beiHighland Springs, die auch ursprünglich aus der Whiskybranchekommt, weist uns darauf hin, daß manche Menschen sich desChlorgeschmacks im Wasser nicht bewußt sind. Dabei kann Chlorden Geschmack von jedem Whisky verderben. Sie verbringt viel Zeitdamit, verschiedene Wässer zu probieren, so wie wir Whiskysprobieren, und empfiehlt unseren Mitgliedern, doch selbst dieProbe aufs Exempel zu machen. Wenn Ihr abendliches SchlückchenSie mehr an das heimische Hallenbad als an die Highlands gemahnt,dann liegt es vielleicht am Wasser und nicht an unserenWhiskybeschreibungen. Schließlich ist Wasser etwas, das keinervon uns für selbstverständlich nehmen kann.
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