"Sicherlich das älteste Gebäude inSchottland und möglicherweise in Großbritannien, das immer nochständig gewerblich genutzt wird."
Direkt unter den geräumigen Büros der Society in Leithliegen vier Gewölbekeller, die seit undenklichen Zeiten alsWeinkeller genutzt werden. Der Überlieferung zufolge wurden sievor dem Jahr 1200 gebaut und entweder auf die Abtei Holyrood beiihrer Gründung im Jahr 1143 übertragen oder wenig später vonden Mönchen gebaut. Ich habe diese Version in meinem Artikelüber den Vintners Room, der in der letzten Ausgabe erschienenist, wiederholt, wurde aber freundlicher-weise von einem unsererMitglieder, Neil Hynd, korrigiert, der mich darauf hinwies, daßder Stil des Gewölbes nicht zur (romanischen) Architektur dieserfrühen Zeit paßt. The Vaults existierten jedochzweifellos im Jahre 1439, als die "große Volute von VilliamLogane" in einer Urkunde von Patrick, Abt von Holyrood,erwähnt wird. Dieser "William Logan" war der Sohn(oder möglicherweise Enkel) von Sir Robert Logan von Restalrig,dem Lord High Admiral von Schottland und Schwiegersohn von KönigRobert II, der 1329 beim Geleit von Robert Bruces Herz insHeilige Land in Spanien umkam.
Damals war der Weinhandel mit Bordeaux bereits in vollemGange. Die Mönche von Holyrood führten nicht nur ihre eigenenWeine ein, sondern besaßen das Recht, auf alle im Hafen vonLeith eingeführten Weine Zölle zu erheben und hattenweitreichenden Einfluß auf ihren weiteren Vertrieb. Die Gewölbeder Vaults boten ihnen geräumige Lagermöglichkeiten.
Der Standort war gut gewählt. Bis ins 17. Jahrhundert war dasWasser von Leith schiffbar bis zu der Steinbrücke, und dasHafenbecken unterhalb der Brücke war erheblich breiter. Diesesist inzwischen aufgeschüttet worden, aber für lange Zeitstanden die Vaults in unmittelbarer Nähe der Kais. IhreLehmböden liegen nur knapp oberhalb der Hochwassermarke derFrühjahrsflut des Forth.
Durch ihre unterirdische Lage entgingen sie der grausamenZerstörung von Leith durch den Earl von Hertford auf GeheißHeinrichs VIII im Jahre 1544. Vierzig Jahre danach wurde überden Kellern ein einstöckiges Gebäude aus Meeresgeröll undKalkmörtel errichtet, das heute noch besteht. Ein Teil davonwird von dem Restaurant Vintner's Room eingenommen.
In der Reformation gingen The Vaults in den Besitzder Weinhändlerzunft von Edinburgh über. Der "Vinters'Room" wurde zum "Sale Room": die im Hafenentladenen Weine wurden hier von den Mitgliedern der Zunftdegustiert und bei Gefallen gekauft. Der Preis wurde durch denEdinburgher Stadtrat festgelegt. Der Vorsitzende der Zunftkaufte, wenn er mit der Qualität zum festgesetzten Preiseinverstanden war, konnte jedoch kein Gegenangebot unterbreiten.Nach dem Kauf wurden die Fässer auf Wagen nach Edinburghgebracht und direkt vom Faß verkauft, wobei die Bürger ihreeigenen Flaschen und Krüge füllen konnten. Diese Sitte hieltsich bis ins achtzehnte Jahrhundert, als Gefäße für den Preisvon Sixpence gefüllt wurden, nahezu unabhängig von ihremFassungsver-mögen.
1649 quartierte General Monck seine (Cromwell-) Truppen in denVaults ein. Gemäß den Büchern des EdinburgherStadtschatzmeisters bezahlte Monck 42 schottische Pfund für dieJahresmiete. 1682 schließlich wurden die bereits bestehendenVintners'-Bauten durch ein großes steinernes Lagerhauserweitert.
Etwa 1739 wurde der Vinters Room reich mitStuckarbeiten ausgeschmückt von einem gewissen Thomas Clayton,der kurze Zeit zuvor aus England gekommen war und seine Werkstattin Leith eröffnet hatte.
Es ist möglich, daß es sich hierbei um Claytons erstenAuftrag in Schottland handelte, und er bot ihm willkommenenAnlaß, sein Können den Kunden der Vaults beim Weinkaufvorzuführen. Die Stukkaturen spielen auf reizvolle Art mit demThema: auf der herrlichen Arbeit über der Feuerstelle trinkenausgelassene Puttengelchen unter Reben Wein (ursprünglichvielleicht farbig, wie ein 3-D-Bild), während die Nische desAuktionators von einer großen Muschelschale gekrönt ist.
Ein Jahr später, 1740, arbeitete Clayton mit William Adam anThe Drum für Lord Somerville; letzterer machte ihn mit dem Dukeof Hamilton bekannt, für den er am Holyroodhouse (das nichterhalten ist) und bei Chatelherault Arbeiten ausführte.
Das heute unter dem Namen The Vaults bekannteGebäude wurde 1682 durch die Edinburgher Winzergilde erbaut Derschottische Architekturführer (Pevsner) beschreibt es als"Bruchstein-Lagerhaus", was allerdings ungenau ist, dadie Steine behauen sind. Ein weiteres Stockwerk (das vierte)wurde 1785 hinzugefügt, einschließlich Mittelgiebel undZiegeldach. Beide dieser ungewöhnlichen Merkmale bestehen nochheute.
1753 wurde das ganze Gebäude an einen gewissen James Thomson,Weinhändler, verpachtet. Thomsons Vater hatte 1698 in denWeinhandel hineingeheiratet und sich in Thomson's Courtniedergelassen, nahe beim Grassmarket in der EdinburgherAltstadt. Seine Nachfahren beherrschten das Geschäft dreiGenerationen lang. 1820 wurde das Geschäft unter dem Namen J.G.Thomson & Company bekannt, nach dem Seniorpartner, JamesGibson Thomson, der in den 1840er Jahren Schatzmeister der StadtEdinburgh gewesen war, zu einer Zeit, als seinFamilienunternehmen eine führende Stellung innerhalb Schottlandserlangt hatte. 1875, im Jahr bevor er sich zur Ruhe setzte,machte J.G. Thomson einen James Anderson und die Gebrüder Usher,John (später Sir John) und Andrew Usher zu seinen Partnern.Letzterer gilt als erster Whisky Blender im heutigen Sinne undist auch Erbauer von Usher Hall, welche er der Stadt Edinburgh imJahr 1900 vermachte.
In der Folge wurde das Geschäft drei Generationen lang vonAndersons geführt. 1905 wurde es in eine Aktiengesellschaftumgewandelt und belieferte um 1930 fast alle SpitzenhotelsSchottlands mit Wein. Inzwischen war J.G. Thomson & Co. zueinem der führenden Whisky Blender Schottlands geworden underfreute sich blühender Geschäfte mit Überesse.
Nach dem zweiten Weltkrieg schlossen sich viele private Hotelszu sogenannten Ketten zusammen oder wurden von Brauereienaufgekauft. Das führte mehr oder weniger zum Austrocknen vonThomsons Hauptabsatzmarkt, und so hatte die Firma wie so vieleandere Wein- und Spirituosenhandlungen (bes. Chas. Mackinlay& Co.) keine andere Wahl, als zur Weinabteilung einerBrauerei zu werden. 1960 wurde sie von den Charrington UnitedBreweries Ldt. gekauft. Drei Jahre später kaufte C.U.B. dieFirma Tennents, und 1966 wurde J.G. Thomson zurTochtergesellschaft von Tennent Caledonian.
Bis 1983 wickelte die Firma J.G. Thomson ihre Geschäfte inden großzügigen Räumen an ihrer berühmten Adresse ab. Zum250. Bestehen der Firma war die Fassade der Vaults mitder Inschrift "J.G. THOMSON & CO. LIMITED1709-1959" geschmückt worden. Weniger dekorativ waren dieeinstöckige Abfüllhalle, die den Parkplatz vor der linken Seitedes Gebäudes (von vorne gesehen) füllte, der unansehnlicheBeton-Aufzugstum darüber und die offene schmiedeeiserneFeuerleiter, oberhalb der Stufen, die zu den heutigenSociety-Räumen führen. All dies ist seitdem entfernt worden.
Seit den frühen 60er Jahren war die Firma Thomson nur nochein matter Abglanz ihrer selbst. Die letzten Abfüllungen in den Vaultswaren 1964, und das alte Gebäude verkam zu einem Lagerhaus mitBüroräumen. In den späten 70er Jahren stellte sich heraus,daß die oberen beiden Geschosse baufällig und unbrauchbargeworden waren. Tennents Caledonian beschloß, die Firma wiederzu einer seriösen Wein- und Spirituosen-Großhandlung zu machenund baute neue, eigens ausgelegte Räumlichkeiten,einschließlich eines Zollagers, an der London Road in Glasgow,wo die Firma bis heute tätig ist.
Das war im Jahr 1983. Zur gleichen Zeit wurde der ganzeKomplex der Vaults - der sich in einem erbärmlichenZustand befand - für die Summe von £40,000 an einungewöhnliches Konsortium verkauft, bestehend aus Philip Hills(Steuerberater), Russel Hunter (Schauspieler), W. Gordon Smith(Schriftsteller), Ben Tindall (Architekt) und David Alison(Bauunternehmer).
Leser, die mit der Scotch Malt Whisky Society vertraut sind,werden die Namen ihrer Gründerväter unter diesen Namenentdecken. Das alte Gebäude wurde eigens für den Zweckerstanden, um der neugegründeten Society zu Räumlichkeiten zuverhelfen und ein Whiskymuseum einzurichten.
(Der letzte und abschließende Teil dieser Serie folgt inKürze)
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