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United Distillers & Vintners Theresia Lüning bei United Distillers Das größte Unternehmen hinter der schottischen Whisky-Industrie ist United Distillers. In der Branche wird United Distillers einfach nur UD genannt. Im Jahre 1997 wurde der größte Spirituosenproduzent der Welt als Unternehmensteil von Guinness durch eine Fusion mit Grand Metropolitan Hotels (Grand Met, Umsatz 1995 24 Milliarden DM ) noch größer. Es entstand der Konzern Diageo Plc. Bevor dieser Merger (Fusion) jedoch wahr werden konnte, mußten sich Guinness und Grand Met gegen den Widerstand der Branche, vor allem gegen die Interessen des französischen Luxuswarenkonzerns Louis Vuitton Moet Hennessy LVMH mit seinem Vorsitzenden Bernard Arnault durchsetzen. Bernard Arnault erhöhte kurzfristig seine Aktienanteile an Grand Met auf 11%, um einen größeren Einfluß gelten machen zu können. Da diese Aktion jedoch etwa 1.3 Milliarden DM erforderte mußte er den Aktienanteil an Guinness von 14.2% auf 12.5% zurücknehmen. Die Absicht von Bernhard Arnault war die Aufspaltung der Lebensmittelkonzerne Grand Met und Guinness und zusammen mit seinem Moet Hennessy Zweig eine dreier Ehe zwischen den drei Drinks Devisions der Konzerne herbeizuführen. Dies war jedoch nicht von Erfolg gekrönt und Bernard Arnault verließ das Board von Guinness, dem er seit 1989 als Direktor angehörte. Grand Met brachte mit International Distillers & Vintners Ltd. (IDV) ein ebenfalls großes Spirituosen Unternehmen in die Ehe zwischen UD und Guinness mit ein. Aus den beiden Spirituosentöchtern UD und IDV wurde das Unternehmen UDV, das in mehr als 200 Ländern der Welt vertreten ist. UDV verkauft knapp 1 Milliarde Liter Spirituosen pro Jahr. Das neue Unternehmen hat vier große Food and Drinks Bereiche: UDV, Pillsbury, Guinness und Burger King. United Distillers Hauptquartier in Edinburgh Zu den großen, durch UDV vertretenen Spirituosen Marken, gehören: Smirnoff, die Nr. 1 im Wodka Johnnie Walker Statue bei United Distillers Insgesamt gehören 19 der Top 100 Spirituosen der Welt zum UDV Konzern. Die größten Whisky Marken aus dem Hause UDV sind: Bells
8 Year Old Classic Malts und Classic Malts Distillers Edition Weitere Whiskys und Bourbon Zu den UDV Brennereien gehören mehr als 50 der Single Malt Brennereien in Schottland. Die größten Konkurrenten von UDV sind Allied Domecq Plc (Lophroaig, Ballantines, Teachers, Long John) und The Seagram Company Ltd. (Chivas, Glenlivet, Longmorn), für die in der folgenden Grafik die Verkaufszahlen aus 1996 (in Millionen 9 Liter Kisten) angegeben sind. Deutlich ist zu sehen, daß UDV größer als seine beiden folgenden Konkurrenten zusammen ist. Der Umsatz von UDV betrug im Jahr 1996 etwa 20 Milliarden DM und damit 47% des Umsatzes der Diageo Plc. Der operative Gewinn vor Steuern betrug satte 20%. Für deutsche Verhältnisse ist dies ein hervorragendes Ergebnis, und auch international muß sich UDV bestimmt noch nicht verstecken. Absatz in Millionen 9 Liter Kisten Aber auch wenn die Verkaufszahlen von UDV übermächtig aussehen, so verkauft UDV doch nur 5% der weltweiten Spirituosen und nur 1% der Weinproduktion der Welt. Die Möglichkeiten für UDV weiter zu wachsen sind nach wie vor immens, was sich Jack Keenan, der Chief Executive Officer von UDV auch auf die Fahne geschrieben hat. Firmenfahrzeug von UD UDV hat aber auch eingesehen, daß Alkohol auch mißbraucht werden kann. UDV wird weiterhin an der vordersten Front der Bemühungen stehen, um einen moderaten und verantwortlichen Umgang mit Alkohol zu fördern. UDV unterstützt dabei Organisationen wie The Century Council in den USA oder The Portman Group in Großbritannien. Wie konnte es zu einer solchen Konzentration kommen? Die Ursprünge von UDV geht auf die Distillers Company Limited (DCL) zurück, die im Jahre 1877 gegründet wurde und im Jahre 1986 in einer spektakulären feindlichen und wie wir heute wissen illegalen Weise von Guinness übernommen wurde. Die Geschichte der DCL begann mit einer Verschmelzung von sechs Firmen am 1. Mai 1877 und stellt eine außerordentliche Aneinanderreihung von Wachstum, Übernahmen und Diversifikationen dar. Der Fusion der sechs Firmen war die Gründung der Scotch Distillers Association im Jahre 1865 vorangegangen, die dem damaligen Brennereisterben entgegenwirken wollte.
In den ersten Jahren nach der Gründung wurde durch die DCL The United Kingdom Distillers Association (UKDA) ins Leben gerufen. Diese Vereinigung, die bald als das Whisky Parliament bekannt wurde, verschrieb sich der Förderung der Patent Still Brennereien und entwickelte ein klassisches Kartellverhalten, das auch zu ihrem Niedergang im Jahre 1888 führte. 1884/85 wurde die Caledonian Brennerei übernommen. Bis zum Jahre 1899 geschah nichts aufregendes mehr in der DCL. Nachdem das Unternehmen in 1899 knapp dem Bankrott durch aufgelaufene Schulden einer Whisky Handelsfirma, der Pattisons Ltd. entgangen war, begann eine Zeit der beständigen Ausweitung des Geschäftes. In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts dominierte die DCL bereits die schottische Whisky Industrie. Bis 1925 hatte die DCL die drei großen Blender James Buchanan, John Dewar und Johnnie Walker übernommen. Der Übernahme der Unternehmen war eine langjährige Vorbereitung (seit 1909) durch Price Waterhouse vorangegangen. Im Jahr 1934 gehörten bereits die folgenden Malt Brennereien unter dem Dach der Scottish Malt Distillers SMD zur DCL:
Weiterhin gehörten noch Malt Brennereien zur DCL deren Namen aber heute keine Bedeutung mehr haben und die deshalb hier nicht mehr aufgeführt werden. Im Jahre 1927 betrug der Anteil der DCL an der schottischen Malt Produktion bereits 50% und sollte noch weiter steigen. Im Jahre 1935 gehörten 51 Malt Brennereien zur SMD. Die Bedeutung der DCL stieg soweit an, daß sie vom Rang 39 der 50 größten Britischen Unternehmungen im Jahre 1905 auf den Rang 4 im Jahre 1948 steigen konnte. Im gleichen Zeitraum stieg das Kapital des Unternehmens von 2 Mill. Pfund auf knapp 130 Mill. Pfund an. Die kommenden Jahre waren von einer internationalen Ausbreitung des Vertriebsnetzes gekennzeichnet, die lediglich durch die Prohibition in Amerika und den zweiten Weltkrieg eine Verlangsamung erfuhr. Wurden im Jahr 1924 nur 2% des Gewinns der DCL durch andere Tätigkeiten als durch Alkoholproduktion erwirtschaftet, so folgten in den kommenden Jahren eine starke Diversifikation und die Gründung eines eigenen chemischen Unternehmensteils, der sich auf die Aceton- und Butanol-Chemie spezialisierte und damit im Lösungsmittelsektor Fuß faßte. Ein langer Kampf mit der ICI sollte beginnen. Aber dies ist eine andere Geschichte... |
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