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Die Globale Whisky IndustrieBitte erlauben Sie mir ein Vorwort zu diesen relativ schwierigen Seiten. Whisky ist ein besinnliches Getränk und ausschließlich zu unserem Genuss gedacht. Die Whisky Hersteller befinden sich jedoch in globalen und lokalen Konkurrenz-Situationen. Der Einzelhändler steht dazwischen und vermittelt zwischen Großindustrie und Kunde. Bitte setzen Sie sich zum Studium dieser Seiten die Wirtschaftsbrille auf und versuchen Sie sich in die Lage von Vorständen großer Industrie Konzerne zu versetzen, die vielleicht lieber Wein und Bier, anstatt Whisky trinken. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass Sie nicht nur hochwertigen Whisky, sondern vor allem Wein und Billigspirituosen herstellen. Die meisten Weltbürger bevorzugen im Gegensatz zu Ihnen nämlich billigen Alkohol in Form von Gin und Wodka oder Weinbrand und Rum. Falls Sie Whisky jedoch ausschließlich aus der Genießersicht sehen wollen, so lesen Sie bitte hier nicht weiter. Es könnte sein, dass Sie Ihre bisherige Meinung revidieren müssen. zurück zur Whisky Industrie Seite Sie sind also Boss eines Unternehmens mit Milliardenumsätzen und rechnen ausschließlich in US$ oder britischen Pfund. Welche wirtschaftlichen Ziele beherrschen Ihr tägliches Handeln? Was lässt Sie nachts nicht schlafen? Zunächst müssen Sie sich darum kümmern, dass Ihre Chefs mit Ihnen zufrieden sind. Denn auch ein Unternehmens-Vorstand hat nämlich Chefs. Das sind in der Regel die Kapital gebenden Investoren. Im Falle eines privaten Unternehmens wie z. B. Wm. Grant & Sons (Glenfiddich, Balvenie) ist dies die Familie Grant. Großunternehmen in Form von Aktiengesellschaften wie Diageo oder Allied Domecq werden durch Aktionäre aus aller Welt, die ihre Aktien an den Börsen von New York oder London gekauft haben, kontrolliert. Jetzt werden Sie sich fragen: Was hat das mit mir zu tun? Die großen Aktienbesitzer da oben gehen doch mich nichts an. Die haben doch genug Geld! Warum wollen die immer mehr? In Deutschland ist das Sparen in Form von Aktien oder Aktienfonds noch relativ unbekannt. Bei uns herrscht die Lebensversicherung und die staatliche Rente als Alterssicherung vor. Versetzen Sie sich jedoch in die Lage eines amerikanischen oder britischen Bürgers, der sein vielleicht spärliches Vermögen in Aktien oder Aktienfonds angelegt hat. Er wird alles in seiner Macht stehende tun, um sein Altersruhegeld zu sichern und zu mehren. Dazu haben sich die Aktionäre in Vereinigungen zusammengeschlossen, die mit Adleraugen auf die Aktionen der Vorstände der Großunternehmen achten. Der General Motors (GM) Pension Fund ist zum Beispiel ein scharfer Vertreter dieser überwachenden Institutionen (GM - größter Automobilproduzent der Welt).
Diese beiden Ziele sind ebenfalls die Ziele der Vorstände unserer Spirituosenkonzerne. Sie suchen also den Gewinn, wo immer sie ihn bekommen können und versuchen sich möglichst viele Unternehmen, egal ob kleine oder große, wegen des damit verbundenen Wachstums, einzuverleiben. So dreht sich das Wirtschaftsrad; ob das Unternehmen nun Deutsche Telekom AG, Daimler-Chrysler AG oder Diageo plc. heißt. Der einzige Unterschied, der zwischen diesen Unternehmen herrscht, ist das Vorhandensein von Großaktionären, d.h. Aktionären, die ein größeres Aktienpaket halten. Man spricht von Großaktionären, wenn diese ein Paket von über 25% halten. Großaktionäre haben einen besseren Einfluss auf die Firmenleitung und können auch unpopuläre, strategische Entscheidungen, die eventuell kurzfristig gegen die beiden Ziele Gewinn und Wachstum sprechen, durchsetzen. Der Spirituosenmarkt ist in den großen Wirtschaftsnationen der Welt gesättigt. Die Gewinne stehen unter dem Druck des Wettbewerbs. Niemand hat Alleinstellungsmerkmale, aus denen er höhere Gewinne rechtfertigen kann. Wachstum ist im eigentlichen Geschäftsfeld nur im Rahmen des allgemeinen Wirtschaftswachstums (2 - 3% pro Jahr) oder über Verdrängung anderer Getränke möglich. Wo kann heute ein großes Spirituosenunternehmen, abgesehen von den üblichen Übernahmen, noch wachsen? Die Aktionäre fordern das Wachstum und das notwendige Kapital ist auf dem Markt verfügbar. Man beginnt sich in anderen Geschäftsfeldern zu diversifizieren. Da die Unternehmen gute Verbindungen zu den großen Lebensmittelhandelshäusern haben (z.B. Metro, Wall Mart, ...) nimmt man weitere Lebensmittel ins Produktspektrum auf. Aber dies ist nur der erste Schritt. Im zweiten Schritt beginnt man andere Geschäftsfelder, die hohe Renditen versprechen und zukunftsträchtig sind, zu erschließen. Burger King gehört zu Diageo, Dunkin' Donuts gehört zu Allied Domecq und den Vogel schießt jedoch Seagram's ab. Sie haben bereits soweit diversifiziert, dass ihnen mit Universal (z.B. Jurassic Park) und Polygram das größte Musikunternehmen der Welt gehört. Anmerkung 2001: Seagram's hatte es mit der Diversifikation so übertrieben, dass sie von einem konkurrierenden Medienunternehmen gekauft wurden. Der 'relativ kleine' Spirituosenzweig wurde an die Großen der Branche verschachert. Man kauft ein Unternehmen, greift sich ein paar Teile, die man benötigt heraus, und verkauft den Rest im Ganzen oder in Stücken an den Meistbietenden. Wer den Film Pretty Woman mit Julia Roberts und Richard Gere gesehen hat, kann in sich in etwa vorstellen, wie das vonstatten geht. Auch wenn es im Grunde manchmal sehr grausam für die einzelnen Mitarbeiter ausgeht, so hat der kleine Sparer, der mit seinen Aktien oder Aktienfonds seine Rente sichern will, nur Vorteile. Die freie Wirtschaft verzeiht keine Fehler in diesem Monopoly Spiel. Aber auch im operativen Getränkebereich versuchen die Großen Boden gut zu machen. Sowohl beim Whisky als auch beim Wein. Im Weinumfeld schaffen es die Großen langfristig exklusive Abnahmeverträge mit privaten Weingütern zu schließen. In den jungen Weinländern (Chile, Australien, Südafrika) finden auch vermehrt Zukäufe von Weingütern statt, die mit Hilfe des verfügbaren Kapitals entwickelt werden. Im Whisky Bereich ist die Übernahme der privaten Brennereien zum Stillstand gekommen. Der Kuchen ist verteilt. (Fast) nichts geht mehr. Jetzt wird versucht mit eigenen, hochqualitativen Sonderabfüllungen eine höhere Wertschöpfung am Markt zu erzielen. Sie greifen damit aber auch den Markt der unabhängigen Abfüller an. Allen voran United Distillers mit ihren "Rare Malts" und "Flora & Fauna" Serien. Aber auch Fortune Brands mit "The Stillman's Dram" oder Highland Distillers mit ihrem "Family Silver" haben die Grundsteine gelegt. Die Position ist denkbar gut. Den Brennereibesitzern stehen sämtliche Fässer zur Auswahl zur Verfügung, wogegen die unabhängigen Abfüller nur eine begrenzte Auswahl bekommen. Aber auch die privaten Whiskykonzerne haben ihre Claims bereits abgesteckt. Von Glenmorangie plc (Ardbeg, Glen Moray) und Wm. Grant & Sons (Glenfiddich, Balvenie) gibt es keine unabhängigen Abfüllungen mehr. Der Wettstreit geht weiter ... |
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